Zum Facebookbeitrag Nr. 126 vom 30. September 2018
Für alle Interessenten veröffentlichen wir hier weitergehende Informationen.
Der Palast der Mayastadt Palenque ist das bislang größte gefundene Gebäude in der alten Hauptstadt des klassischen Reiches der Maya.
Um 1880 arbeitete der britische Diplomat Alfred P. Maudslay (1850 bis 1991) als erster Europäer in Palenque. Von ihm stammt diese Zeichnung der Palastruinen zum Zeitpunkt der Freilegung. Lange vorher hatten fähige Leute schon große Feuer angezündet, um zu sehen was darunter ist.
Bild: Archiv für Zivilisationsforschung
Graf Waldeck ließ sich im Jahr 1873 fotografieren. Von 1832 bis 1836 arbeitete er in Palenque und wohnte in der heutigen Pyramide des Grafen. Er fertigte zahlreiche Zeichnungen der Ruinen an. Seine eingeborene Freundin schmückt viele seiner Bilder. Waldeck sah Chaldäer, Phönizier und andere Völker der alten Welt als Urahnen der Maya an. Seine Werke sind bewundernswert, aber leider Phantasiezeichnungen. Er ergänzte seine Bilder beispielsweise durch Elefanten oder antike Statuen. Foto: Charles Reutlinger 28.6.1873
Auf dem Weg ins Innere der Pyramide
Um die Pyramide zu untersuchen, gruben die Archäologen unter Leitung von Ruz-Lhuillier unmittelbar neben einer Steinplatte oben auf der Pyramide in den Tempelboden. Dabei wurde ein nach unten führendes Mauerwerk entdeckt. Der in die Tiefe verlaufende Gang war mit Bruchsteinen verfüllt, eine Treppe kam zum Vorschein. Ruz Lhullier und seine Mitarbeiter benötigten für die Freilegung von 46 Stufen ganze zwei Jahre. Gründe für den Zeitaufwand waren neben dem fehlenden Platz für technisches Gerät, das unzuträgliche Klima und vor allem die Sorgfalt, keinen Fund auf den nächsten Zentimetern zu zerstören.
In 15 Metern Tiefe entdeckten die Forscher zwei kleine Entlüftungsschächte, die horizontal zur Westseite der Pyramide nach außen verliefen. Hier machte die Treppe eine Wendung von Osten nach Westen. Einen Meter weiter endete sie und der Eingang zu einer Art Korridor tauchte auf. 1952, im Laufe der vierten Grabungskampagne, wurden dann weitere 13 Stufen freigelegt. Sie endeten 23 Meter unter dem oberen Tempelboden, also etwa einen Meter über dem Bodenniveau. Es folgte eine aus Steinen und Lehm errichtete Mauer und dahinter eine zweite, die mit Kalkmörtel zusammengefügt war.
Danach kam ein steinerner Kasten zum Vorschein. Auf dem rot gefärbten Boden lagen drei kleine, grün bemalte Keramikteller, drei Muschelschalen, bemalter Jadeschmuck und eine tropfenförmige Perle, was auf einen Opferschrein hindeutete. Alles war mit pulverisiertem, roten Zinnober gefärbt. Dahinter wurde ein nur ein Meter langer Sarg sichtbar, in dem sich, unordentlich zusammengepresst, Skelette von sechs jungen Menschen, darunter einer Frau befanden. Nach dem Abtragen weiterer Mauerreste standen die Forscher vor einem gewaltigen dreieckigen Monolithen, der genau in die Öffnung der Nordseite des Ganges passte. Nur unten, nahe dem Fußboden, bemerkte Ruz Lhullier eine mit Mörtel und Steinen verschlossene Öffnung, die er vorsichtig öffnete. Angemessen durfte der Chef als Erster mit einer Lampe in den dahinter liegenden Raum schauen.
Am 15. Juni 1952, 13 Uhr Ortszeit, wurde in Gegenwart von Eduardo Noguera, dem Direktor der prähispanischen Abteilung am Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte in Mexico City, Alberto Ruz Lhullier und seinen beiden Mitarbeitern Cesar Saenz und Rafael Orellana die Krypta komplett geöffnet. Zahlreiche Einwohner von Palenque drängten sich in dem engen Gang und wollten Augenzeugen sein.
Die Krypta, zu der noch vier Stufen hinunter führten, misst 8,9 Meter in der Länge und an der breitesten Stelle 3,75 Meter. Der rechteckige Monolith der Grabplatte ruht auf sechs verzierten Stützen, ist 3 Meter lang, 2,1 Meter breit und 1,1 Meter hoch. Sein Gewicht wurde auf 20 Tonnen geschätzt. Den Beteiligten war hier schon klar, dass diese Platte noch vor dem Bau der Pyramide in der Krypta ihren Platz fand.
„Dem Betrachter scheint es, als hätte der Steinmetz hier die ungeheure Vielfalt der Dekorationsmotive, die Virtuosität der Technik und gleichzeitig die mystischen Vorstellungen des Mayavolkes veranschaulichen wollen.“)
Eduardo Noguera
Mit großem Kraftaufwand und dem Einsatz von Wagenhebern konnte schließlich die Platte nach fünf Monaten, am 27. November 1952, angehoben werden. Es kam eine zweite Platte zum Vorschein, die das eigentliche Grab noch einmal schützte. Darunter lag das Skelett eines Mannes, der etwa 1,73 Meter groß war und zwischen 40 und 50 Jahren alt geworden sein musste. Sein Gesicht bedeckte eine Jademaske aus 200 Steinchen, daneben fand man Reste einer Stuckmaske, vermutlich die Totenmaske. Im Sarkophag lagen unter anderem Reifen eines Diadems, Ohrgehänge mit Jadeplättchen die Inschriften enthielten, eine Kette mit 118 Jadestücken, ein Harnisch aus durchbohrten Jadesteinen sowie die Reste kostbarer Gewänder.
Ruz Lhullier fand schließlich eine vom Sarg bis zur Spitze der Pyramide führende „magische“ Röhre, die vielleicht eine Verbindung zwischen dem Toten und den Priestern oben auf der Plattform ermöglichen sollte.
Im April 1976 schrieb uns Ruz-Lhullier unter anderem:
„Alle Elemente, die am genannten Grabstein hervorstechen, sind von vielen Monumenten der Maya her bekannt und ihre Deutung ist wiederholte Male gemacht worden. Es handelt sich um Symbole und entsprechende Motive mit religiösen Auffassungen der Mayas, konkreter um Auffassungen bezüglich des Lebens und des Todes, des Mais als Symbol der Auferstehung. Die Knochen, die im Sarkophag des Tempels der Inschriften gefunden wurden, untersuchten Anthropologen und Physiker. Die Person befand sich in der vierten Dekade ihres Lebens, als sie starb.“
Wir sind heute der Auffassung, dass dieses Rätsel, so verlockend es zunächst auch schien, von den Archäologen schon lange geklärt wurde und es in Palenque keinen Hinweis auf einen außerirdischen Einfluss gibt.
Hier finden Sie den Text des Lichtbildervortrages von Peter Hertel aus dem Jahr 1986.